Ein Enkelsohn trauert um seine Oma. Sie hatte unendlich Zeit, unendlich Geduld und wusste unendliche Geschichten.
„Liebe liebe Elvi-Omi,
wenn ich später groß bin
und dann auch mal tot, wie Du,
dann lese ich Dir auch immer vor im Himmel,
weil ich dann selber lesen kann... und Du ruhst Dich aus
und hörst bloß zu. Ist es eigentlich langweilig, wenn man tot ist?
Was machst du so, wenn Du nichts machst?
Und wann kommst du wieder? Oder kommen wir zuerst zu Dir?
Soll ich Dir das nächste Mal, wenn ich an dein Grab komme
was zu Essen mitbringen? Soll ich Dir mein Lieblingsbuch
dalassen oder bloß den Bär?
(...ich glaub, mein Bär braucht mich!)...
dann lass ich Dir das Buch da, das ist wasserdicht.
Du kannst es also einfach draußen rumliegen lassen. Mach´s gut,
Elvi-Oma... wir kommen bald wieder;
mein Bär und ich."
Tschüüüüs!
Irenes einziger Sohn trauert
um seine für ihn unersetzbare Mutter und beste Freundin.
„Meine geliebte, schöne, einzigartige Mama.
Weißt Du noch wie ich im Biergarten
plötzlich den Arm um Deine Taille gelegt habe...
ich hab Dich hochgehoben und im Kreis gewirbelt
wie eine Geliebte. Die Nachbarn haben sich
‚das Mauls‘ zerrissen... und Du warst ein bisschen böse,
aber nur ein kleines bisschen...
Dann haben wir gelacht und gelacht... immer alle Probleme
- einfach weggelacht.
Wie soll ich jetzt ohne Dich weiterleben?
Was würdest Du jetzt zu mir sagen...?
Ich steh‘ hier bei Dir und rede mit Dir.
Hab‘ eine kleine Muschel von unserem letzten Spanienurlaub
in meiner Hosentasche.
Ich höre Deine Stimme, weil ich weiß, was Du antworten würdest...
weil ich ein Teil von Dir bin. Das tut mir so gut, Mama
Und was die Nachbarn von mir halten -
war uns eh immer schon egal.“
Das Band zwischen Eltern und ihren Kindern ist ein ganz besonderes, beide sind Teil voneinander und haben gemeinsame Energien. Das bedeutet, dass sie, wo immer der andere ist, sich Kraft geben können.
„Ich bin sehr dankbar, Vater,
dass wir so eine gute und lange Zeit
miteinander leben durften.
So nah beieinander. In einem Dorf.
Es war leicht Dich zu pflegen.
Danke auch dafür.
Bin jetzt auch Großvater geworden.
Dein Urenkel wird am Sonntag 6 Wochen.
Er hat unsere Nase geerbt.
Nächste Woche hab ich ihn zum Aufpassen,
dann komm ich mit dem Kinderwagen hier vorbei,
und stell’ ihn Dir persönlich vor...
Wir erzählen ihm dann zusammen von unserer
"Familien-Adler-Nase" ... Ach, jetzt hätt’ ich fast was vergessen.
Diesen Stein lasse ich Dir hier, hab’ ihn neben
dem alten Mäuerle gefunden, Du weißt schon... “
Man wird jemand anderes -
wenn ein geliebter Mensch stirbt.
„ Weiß Du Sonja...? Ja!
Ja - Du weißt, dass Du meine große Liebe bist! Und ich -
bleibe Deine.
Du hast uns den Heiratsantrag gemacht.
Danke dafür auch; ich hätte nicht den Mut, hätte Angst gehabt,
dass Du ,Nein’ sagst. Durch Dich habe ich Mut gelernt.
Sei rückhaltloser mutig, hast Du gesagt -
weil ich hinter Dir stehe und Dich auffange!
...dann hast Du immer gelacht, Du süße halbe Portion.
Man sagt, die Lebenden sollen ihre Verstorbenen
mit vielen Nachrichten auf die Reise schicken.
Weil man die Geschichte derer, die gegangen sind
erzählen muss. Mir tut es gut, wenn ich Briefe an Dich schreibe
sie hier bei Dir am Grab lasse. Weißt Du noch,
früher hast Du mir immer kleine Liebesgrüße
...in die Jacke gesteckt.“
DAS GEHEIMNIS DER LIEBE IST GRÖSSER ALS DAS GEHEIMNIS DES TODES.
Hermann war 59 Jahre mit Hilde verheiratet.
Dieses Jahr hätten sie ihre diamantene Hochzeit gefeiert.
„...dachte immer, ich sterbe sowieso vor Dir.
Männer werden nicht so alt wie Frauen.
Und jetzt bist Du doch vor mir...
Ich bin nicht mehr ganz...
es ist was zerrissen. Ich fühl’ mich nur noch...
so halb ohne Dich. Jeden Tag...
gehe ich zu Dir auf den Friedhof.
Die Balkonblumen seh’n auch nicht glücklich aus,
so ohne Dich...
hab sie jetzt hier eingepflanzt.
Zusammen bringen wir sie durch, Hilde - wie früher.
Im Seniorentreff haben sie gesagt, das war’ doch nicht normal,
jeden Tag zum Friedhof geh’n. Aber die Frau Werner
von unten, meint, ich soll mir nicht von den Leuten
vorschreiben lassen wie ich trauern darf!
Wenn ’s mir doch so gut tut. Hier bei Dir...
Sie hat mir den Sitzstock von ihrem Mann g’schenkt -
jetzt kann ich noch länger bleiben, Hilde...!
...Aber Du sagst schon - wenn ’s Dir zu viel wird - gell?“
Für alle Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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